Seitenlinks

Die richtige Ernährung bei Parkinson

Während des Krankheitsverlaufs von Parkinson verliert etwa jeder zweite Betroffene Körpergewicht. Gründe dafür können eine gestörte Energiebilanz sowie eine verminderte Nahrungsaufnahme sein. Die gestörte Energiebilanz ist auf die typischen Veränderungen in den Bewegungsabläufen zurückzuführen. Das Zittern, die Daueranspannung der Muskulatur und die Anstrengung, eine begonnene Bewegung zu Ende zu führen, kosten viel Kraft. Diese bezieht der Körper aus energiereicher Nahrung. Bekommt der Körper weniger Energie als er braucht, greift er auf seine Energiereserven zurück. Werden diese nicht regelmäßig aufgefüllt, verliert der Organismus an Gewicht. Eine ausgewogene Ernährung bei Parkinson ist daher besonders wichtig.

Eine ausgewogene Ernährung ist essenziell

Nach den heutigen Erkenntnissen ist es nicht möglich, mit einer bestimmten Diät das Fortschreiten des Morbus Parkinson aufzuhalten. Dennoch sollte auf einen abwechslungsreich gestalteten Speiseplan geachtet werden, um eine adäquate Nährstoffversorgung zu gewährleisten.

Der Körper erhält über die Nahrung Energie und alle Nährstoffe, die zum Aufbau und zum Erhalt der Körperfunktion notwendig sind. Um die Vielzahl dieser Vorgänge aufrecht zu erhalten, muss die richtige Ernährung bei Parkinson ausgewogen sein und an Lebensumstände sowie Alter angepasst werden. Wir erklären im Folgenden, worauf man als Betroffener bei der Nahrungsaufnahme besonders achten sollte.

Fett – viel wichtiger als gedacht

Fett hat von allen Nährstoffen den höchsten Energiegehalt – mehr als doppelt so viel wie Kohlenhydrate oder Eiweiß. Fett dient vorwiegend als Brennstoff, daneben als „Lösungsmittel“ für fettlösliche Vitamine sowie als Aromaträger. Bei der Nahrungsaufnahme von Fetten ist jedoch nicht die Menge, sondern die Qualität entscheidend. Eine spezielle Gruppe der Fette, die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, sind essenziell, d.h. lebensnotwendige Nährstoffe. Sie dienen zum Aufbau von Zellmembranen, von Hormonen und anderen wichtigen Substanzen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Rapsöl
  • Walnussöl
  • Walnüsse
  • Lachs
  • Thunfisch
  • Makrele

Kohlenhydrate als Energielieferant

Kohlenhydrate sind unsere wichtigsten Energielieferanten. Zu ihnen zählen alle Arten von Zucker und Stärke. Auch die Ballaststoffe zählen zu der Gruppe der Kohlenhydrate, welche zur Förderung der Verdauung besonders wichtig sind. Auch hier ist die Qualität bei der Nahrungsaufnahme wichtiger als die Quantität.

Während Zucker vor allem für einen kurzzeitigen Energieschub sorgt, können Mehrfachzucker wie Vollkornprodukte eine langfristige Energieversorgung gewährleisten. Dies spiegelt sich auch im Sättigungsgefühl wider. Wenn wir Zucker zu uns nehmen, ist das nächste Hungergefühl schnell vorprogrammiert. Da somit die Gefahr von Übergewicht steigt, sollten vor allem Mehrfachzucker in den Essensplan integriert werden. Hierzu zählen unter anderem:

  • Obst wie z.B. Äpfel und Beeren
  • Gemüse wie z.B. Bohnen und Spargel
  • Sauerteigbrot
  • Couscous
  • Haferflocken

Wasser als internes Transportmittel

Wasser dient zum Transport der Nährstoffe und Wirkstoffe zu den Organen und Geweben sowie zur Regulation des Blutvolumens und zur Aufrechterhaltung einer konstanten Körpertemperatur. Täglich gehen circa zwei Liter Wasser verloren. Ein Durstgefühl macht sich erst bemerkbar, wenn der Wassergehalt des Körpers um mehr als ein Prozent (etwa 0,6 Liter) abnimmt. Einer regelmäßigen und ausreichenden Wasserzufuhr kommt besondere Bedeutung zu, da nur so alle Stoffwechselvorgänge aufrechterhalten werden können.

Essregeln für die Ernährung bei Parkinson

  1. Die mit den Therapeuten erarbeitete Sitz- und Kopfhaltung einnehmen, aufrecht sitzen!
  2. Beim Essen möglichst nicht sprechen.
  3. In Ruhe essen und sich genügend Zeit lassen.
  4. Nur kleine Bissen nehmen.
  5. Gut kauen und den Mund beim Schlucken schließen.
  6. Nach jedem Schluck die Tasse abstellen, eine kurze Pause einlegen.
  7. Der Mund muss leer sein, bevor eine neue Portion eingenommen wird.
  8. Sind nach dem Schlucken noch Speisereste im Mund, dann ein- bis mehrmals nachschlucken.
  9. Nach dem Essen mindestens 20 Minuten sitzen bleiben, dann erst zu Bett gehen.
  10. Von besonderer Bedeutung ist die regelmäßige Mundpflege bei Betroffenen wegen den fallweise vermehrt zurückbleibenden Nahrungsresten in der Mundhöhle.

Der Weg der Nahrung zum Mund

Bereits der Weg der Nahrung zum Mund ist für Parkinsonpatienten schwierig. Bedingt durch Rigor und Tremor ist für den Betroffenen der Umgang mit dem Essbesteck deutlich erschwert und somit auch die Zufuhr der Nahrung bis zum Mund. Wir haben daher einige Tipps zusammengefasst, die Betroffenen dabei helfen können, die Nahrungsaufnahme möglichst beschwerdefrei zu bewältigen.

Empfehlungen:

  • Verwendung rutschfester Unterlagen für den Teller, Besteck mit dicken Griffen, tiefe Teller, Tassen mit großem Henkel bzw. Trinkbecher mit zwei Henkeln etc.
  • Einsatz von Strohhalmen, vor allem beim Zittern der Hände, hat sich sehr bewährt und ermöglicht so eine bessere Flüssigkeitszufuhr.
  • Ausreichend Zeit zum Essen einplanen und sich keinesfalls durch die Tatsache irritieren lassen, dass Partner, Freunde oder Verwandte wesentlich rascher essen. Dies führt häufig dazu, dass Betroffene zunehmend ungern in Gesellschaft essen und im Laufe der Erkrankung Restaurantbesuche, Einladungen und andere gesellschaftliche Ereignisse vermehrt meiden. All dies verstärkt die Gefahr der sozialen Vereinsamung.
  • Regelmäßige Ergotherapie und Physiotherapie zur Verbesserung der Bewegungsabläufe und somit indirekt auch zur Nahrungsaufnahme.

Tipps für die häufigsten Ernährungs- und Verdauungsstörungen

Eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Störungen der Nahrungszufuhr und der Verdauung sind bei Morbus Parkinson bekannt. Ernährungsstörungen wirken sich mehrfach negativ auf den Krankheitsverlauf aus. Eine verringerte Darmmotilität führt zu einer verminderten Aufnahme der Medikamente in den Blutkreislauf. Die verminderte Nahrungsaufnahme resultiert in einer zunehmenden Mangelernährung mit Störungen im Elektrolyt- und Vitaminhaushalt. Durch Schluckstörungen kann es nicht selten zu einer Aspiration (Verschlucken von Nahrungsteilen in die Luftröhre) mit nachfolgenden Lungenentzündungen kommen.

Darmträgheit

Die Darmträgheit gehört zu den gravierendsten vegetativen Störungen bei Morbus Parkinson und kann zu Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen führen. Bereits in der Frühphase der Erkrankung leidet jeder vierte Betroffene an Verstopfung. Im weiteren Krankheitsverlauf können es bis 80% aller Betroffenen sein.

Empfehlung:

Die richtige Ernährung kann dabei helfen, Verstopfungen zu lösen. Dafür sollte vor allem ballaststoffreiche Nahrung wie Vollkornprodukte auf dem Plan stehen. Zusätzlich kann eine Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 2 Liter Wasser pro Tag bei Darmträgheit helfen.

Mangelndes Geschmacksempfinden

Das Geschmacksempfinden ist im Laufe der Parkinsonerkrankung häufig eingeschränkt und bewirkt, dass viele Betroffene die Speisen zu stark würzen und ein zu hoher Salzkonsum entsteht. Diese erhöhte Salzaufnahme kann Ursache für weitere Ernährungs- und Verdauungsstörungen sein und sollte daher unterlassen werden.

Empfehlung:

Trotz der beschriebenen Geschmacksveränderungen sollte vermieden werden, dass Patienten zu stark würzen. Wenn möglich sollten die Speisen vom Partner abgeschmeckt werden. Insbesondere ist ein ausgiebiges Nachsalzen der Speisen zu vermeiden. Um den Geschmack der Speisen zu verbessern, können Küchenkräuter verwenden werden.

Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit, Bauchschmerzen und auch Erbrechen treten bei etwa 10% der Betroffenen auf. Diese Symptome können auch beim unbehandelten Morbus Parkinson vorkommen, werden jedoch deutlich häufiger bei der Behandlung mit L-Dopa-Medikamenten beobachtet. In manchen Fällen treten diese Beschwerden nur vorübergehend zu Beginn der Medikamenteneinnahme auf. In dieser Zeit kann die Nahrungsaufnahme erschwert sein.

Empfehlung:

Zunächst gilt es, mit der L-Dopa-Medikation langsam zu beginnen und die Dosis vorsichtig zu steigern. Dies geschieht natürlich immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Zusätzlich muss aber bei einer über einen längeren Zeitraum bestehenden Übelkeit und Erbrechen eine Magen-Darm-Abklärung erfolgen, da neben Morbus Parkinson auch primäre Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes an den Beschwerden schuld sein können. Nach Ausschluss einer Magen-Darm-Erkrankung gilt es, durch Aufteilung der Essensmengen, der richtigen L-Dopa-Dosierung und anderen diätetischen Maßnahmen, die Übelkeit zu beherrschen. Fallweise ist auch eine spezifische Medikation mit z. B. Domperidon erforderlich.

Schluckstörungen bei Parkinson

Die Nahrungsaufnahme kann bei Betroffenen durch Störungen des Schluckens zu einem Hauptproblem neben der Beeinträchtigung der Beweglichkeit werden. Die Häufigkeit von Schluckstörungen bei Morbus Parkinson wird mit 50-75% angegeben und ist abhängig von der Schwere der Erkrankung.

Hinweise für Schluckstörungen:

Hustenanfälle bei den Mahlzeiten, chronischer Husten (auch nachts) oder zwanghaftes Räuspern sowie deutlich vermehrter Zeitaufwand für die Mahlzeiten (mehr als eine Stunde) sind mögliche Hinweise. Die Stimme klingt beim Sprechen belegt und gurgelig.

Mögliche Folgen der Schluckstörung:

  • Lungenkomplikationen wie chronische Bronchitis oder Aspirationspneumonie (d.h. Lungenentzündung, die durch das Eindringen von Speichel oder Nahrung in den Atemtrakt entsteht).
  • Mangelnde Flüssigkeitsaufnahme ist bei Schluckstörungen häufig und bei Parkinsonpatienten kritisch, weil die Bewegungsstörungen dann trotz regelmäßiger Medikamenteneinnahme zunehmen.
  • Mangelernährung durch einseitige Kost hat eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen aller Art zur Folge, erhöht das Risiko offener Hautstellen und erschwert die Wundheilung.
  • Die ständig im Mund und Rachen verbleibenden Nahrungsreste begünstigen Zahnfleischprobleme und Candida-Pilzinfektionen.
  • Die täglichen Mahlzeiten sind neben der Nahrungsaufnahme Zeiten des Gesprächs, des Beisammenseins. Dieser für das soziale Leben sehr wichtige Ablauf wird empfindlich gestört – insbesondere das Essen in Restaurants wird bald als schwierig und unangenehm empfunden. So trägt die Schluckstörung unter Umständen wesentlich zum sozialen Rückzug bei.

Empfehlungen für Schluckstörungen bei Parkinson

Logopädie, Physiotherapie

In den Therapiesitzungen werden die beteiligten Muskelgruppen gekräftigt und Bewegungsabläufe eingeübt. Mit Hilfe von entsprechenden Schluck- und Haltungsübungen (wie zum Beispiel „Kinn zur Brust“) kann der Ablauf des Schluckens verbessert werden.

Anpassung der Nahrungskonsistenz

Meist sind die Schluckstörungen bei einzelnen Nahrungskonsistenzen verstärkt (z. B. klare Suppe mit Petersilie oder Reis, bröselige Speisen). Das Eindicken von Suppe und warmen/kalten Getränken kann eine wichtige Hilfestellung bei Problemen mit der Flüssigkeitsaufnahme darstellen. Eine Reihe von geschmacksneutralen Produkten guter Qualität steht zur Verfügung.

Hilfsmittel

Strohhalm, Schnabelbecher, Tellerranderhöhung sind bei starkem Tremor erforderlich. Suppen können auch aus einer Schnabeltasse getrunken werden. Oft können Getränke besser mittels Strohhalmes aufgenommen werden.

Ernährung mit Hilfe einer Sonde (PEG)

Diese Maßnahme ist erforderlich, wenn die oral zugeführte Nahrung nicht mehr ausreicht, um den Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf zu decken. Dabei wird eine Kunststoffsonde in lokaler Anästhesie durch die Bauchwand gelegt, wodurch die Nahrung direkt in den Magen verabreicht werden kann. Es ist sinnvoll, soweit möglich, zusätzlich zur Sondennahrung zu essen. Die PEG-Sonde wird unter der Kleidung getragen, sie ist für Außenstehende also nicht sichtbar. Sonden über die Nase sind für die Langzeittherapie nicht geeignet – wunde Stellen in der Nase und Speiseröhre können schon nach 2 Wochen entstehen.

Vermehrter Speichelfluss

Im Laufe der Erkrankung kommt es häufig zu einer Sialorrhoe. Den Betroffenen läuft Speichel aus dem Mund. Die Ursache von Sialorrhoe bei Parkinson liegt in einer Verminderung der reflektorischen Schluckbewegungen und dem ständig leicht geöffneten Mund.

Lesen Sie mehr zu Sialorrhoe bei Parkinson.

Seitennavigation